Sie kamen aus ganz Norwegen, Schweden sowie aus anderen nordischen Länder um an den Anlagen hier zu arbeiten.Viele von ihnen hatten gerade die Bergen-Bahn fertiggestellt als der Ausbau in Tyssedal anfing, und der Wanderweg von den Gebieten in den Bergen zwischen Oslo und Bergen nach Tyssedal war nicht weit. Sie arbeiteten hart und lange für wenig Geld und wenig Freizeit. Aber es war eine reelle Alternative zur Auswanderung nach Amerika.
Arbeiter und Ingenieure mussten zusammenarbeiten um den Bau schnell voranzutreiben. Foto: Kraftmuseet Archiv
Die Arbeit war riskant und schwierig in den steilen Berghängen in Tyssedal und Skjeggedal. Ein grossteil der Arbeit musste hängend in einem Seil an der Bergwand verrichtet werden.
In ein und ein halb Jahren schafften es diese 500 Rallare einen 3500 meter langen Tunnell von Skjeggedal nach Lilletopp mit Hammer, Minenbohr und Dynamit zu treiben, eine Kraftstation zu bauen, eine Rohrstrasse zu verlegen, einen Senkungstunnell im Ringedalssee, Kai, Seilbahn, Bürogebäude, Ingenieur-Villen, Baracken und Stromlinien von Tyssedal nach Odda zu bauen. Eine Leistung die Seinesgleichen suchte.
Rallare in Skjeggedal. Foto: Kraftmuseet Archiv
Wohnraum gab es nirgendwo in Tyssedal. Die Rallare lebten meist unter Steinhängen oder machten sich aus gefundenen Materialien einfache Hütten. Die glücklichen unter ihnen fanden sechs kilometer südlich - in Odda - eine Bleibe. Es gab keine Strassenverbindung zwischen Odda und Tyssedal.
Ein Arbeiter erzählt:
Ingenieure und Arbeiter wohnten zuerst in Odda, und fuhren hin und zurück nach Tyssedal mit einem Motorboot. Es dauerte nicht lange, dann waren die Baracken und Wohnungen fertig, so dass wir nicht länger die Bootsreisen machen mussten. Die Arbeitszeit war anfänglich 10 Stunden pro Tag, der Lohn der Arbeiter 30 øre pro Stunde. Meistens arbeitete man aber Akkord, so dass der Verdienst allmählich 4 bis 5 Kronen pro Tag wurde. Manchmal verdienten einzelne Mannschaften bis zu 6 Kronen pro Tag, was für uns einen enormen Verdienst betrug.
Die Barackenstadt in Tyssedal. Foto: Kraftmuseet Archiv
DIE BARACKEN
In den Baracken waren die Wandläuse die schlimmste Plage. Anders Gavle erzählt dass um die Läuse von den Betten fernzuhalten, stellte man die Bettpfosten in Trockenmilchdosen die mit Parafin gefüllt waren. Aber die Läuse wussten sich zu helfen; sie wanderten die Wände hoch, krochen über die Decke bis über das Bett und liessen sich in das Bett fallen. Er erzählte auch dass als die Baracken abgerissen wurden, fand man mehrere Schichten Läuseskelette hinter die Wandpaneele.