Nach dem sogenannten Helsingborg-Traktat vom Juli 1924 sollte die Wasserkraft von AS Tyssefaldene unter den Betrieben Die Norwegische Zink Company, Die Norwegische Nitrid Company und Odda Schmelzwerk geteilt werden. Die zugewiesene Energie machte es für Odda Schmelzwerk möglich rund 50 000 Tonnen Karbid jährlich zu produzieren. Das blieb so bis 1967 als eine weitere Kraftstation - Tysso II - in Skjeggedal gebaut wurde. Im selben Jahr konnte die Production von 50 000 auf 85 000 gesteigert werden. Das Schmelzwerk in Odda war hauptsächlich eine metallurgische Fabrik die Kalziumkarbid u.a. für die Herstellung von Acetylen produzierte. Hauptprodukte waren Kalziumkarbid und Dicyanamide. Das Rohmaterial war Kalkstein, Anthrazit, Koks und Gaskohle. Karbid Derivate wurden ab 1990 zunehmend wichtig für das Gesamtergebnis.
Der Kalkstein wurde in vertikalen Schachtöfen zersetzt (Kalzinierung) mit dem Abgas vom Kalziumkarbidofen als Treibstoff. Kalk und Koks verschmolzen in einem modernen 50 MW Hochofen. Das Karbid wurde aus dem Hochofen bei 2200oC in Gussformen gezapft. Jede der Formen wog 1200 kg. Nachdem das Karbid abgekühlt war, wurde es zermalmt und gesiebt, verpackt und vermerkt. Die Fabrik exportierte mehr als 95% ihrer Produkte zu etwa 80 Länder überall auf der Welt.
Das Zapfen von Kalziuimkarbid aus dem Hochofen in Odda. Foto: Harald Hognerud, Kraftmuseet
Kalziumkarbid wurde als Rohmaterial für die Produktion von Acetylengas genutzt. Es wurde auch eingesetzt als Entschwefelungsmittel in Stahlwerken und Giessereien. Nebenprodukte dienten als Rohmaterial für das Produkt Odda Kalzium, welches in der Landwirtschaft eingesetzt wurde. Der Überschuss an warmen Wasser aus dem Prozess wurde als Unterbodenheizung in der Fussgängerzone der Stadt genutzt um diese im Winter Eisfrei zu halten. Mit dem warmen Wasser wurden auch optimale Bedingungen für den Lachszucht im Fluss Opo geschaffen.
Ab Mitte der 1970er Jahre bis zur Stilllegung der Produktion 2002 war Odda Schmelzwerk der einzige Hersteller von Kalziumkarbid in Norwegen.
Der Bau des grössten Kalziumkarbidofens der Welt. Heute steht er unter Denkmalschutz und ist in Odda noch zu sehen. Foto: Halvor Johan Bådsvik, Kraftmuseet Archiv
Der Ofen hinter dem Gehäuse. Foto: Halvor Johan Bådsvik, Kraftmuseet Archiv
Die meisten Anwendungen von Kalziumkarbid basieren auf Acetylen. Acetylen wurde im frühen 19. Jahrhundert vom englischen Edmund Davy entdeckt, aber es wurde erst zum Ende des Jahrhunderts genutzt. Wärend man versucht hat eine günstigere Produktion von Aluminium zu entwickeln, entdeckte der Canadier Thomas Wilson zufällig eine günstige aber effektive Methode Kalziumkarbid herzustellen, indem er Kohle und Kalkstein in einem Schmelzofen erhitzte. Wilson entdeckte auch dass Acetylen durch die Verbindung Kalziumkarbid und Wasser hergestellt werden konnte.
Das Ergebnis dieser Entdeckung war dass der Gas ausgiebig für Beleuchtung genutzt werden konnte, da eine helle und klare Flamme produziert wird wenn Acetylengas brennt. Eine Vielzahl an Lampen zum Ende des 20. und Anfang des 21. Jahrhunderts nutzten Acetylen. Es wird noch immer benutzt an Orten wo Elektrizität nicht verfügbar ist. Heute wird Acetylen für das Schweissen und Brennen benutzt, das meiste allerdings für Rohmaterial in der Organisch-Synthetische Industrie.
Kalziumcyanamid wird hauptsächlich in zwei Bereichen eingesetzt: als ein kombiniertes Düngemittel und Unkrautmittel in der Landwirtschaft, sowie als Rohmaterial in der chemischen Industrie.
Das Düngemittel das in Odda produziert wurde, war bekannt als "Troll-Pulver".
Verpackungsmaterial und Werbeplakat für das Odda-Produkt "Trollmjøl".
Dicyandiamid wurde für die chemische Industrie produziert, und diente als Rohmaterial für die Herstellung von Plastik, Kleber, Sprengstoff, Waschmittel, Unkrautvernichter, Feuerfestes Material, Farben und Medikamente. Das meiste wurde genutzt um Melamin- Melaminformaldehyd-Kunststoffe zu produzieren. Diese werden für Lack, Laminat, Papierbeschichtungen sowie in der Verarbeitung von Textilien verwendet.